In der Begründung der Jury Dokumentarfilm heißt es: Oft genug wird darüber philosophiert, dass wir als Menschen dieser Welt auf einer Bühne leben. Eines der häufigsten Theaterstücke ist unsere Gesellschaft: Das Familienleben, das nach außen hin unantastbar und glücklich oder wenigstens “normal” erscheinen soll. In dem verwirrenden Feld zwischen wie etwas zu sein hat und wie es sich tatsächlich anfühlt, entstehen Verunsicherungen und Ängste, die über Generationen Auswirkungen haben können, wenn sie nicht endlich anerkannt, gelüftet und aufarbeitet werden. Die Filmemacherin des Gewinners für den Besten Dokumentarfilm zeigt eine solche Aufarbeitung. Ihre Familie lebte mit dem Gespenst des Geheimnisses ihres Vaters zusammen, ein Geheimnis, das aus einer sogenannten Neigung entstanden ist, die in der damaligen Welt als “abartig” galt. Er pflegte sich seit seiner Jugend zu transvestieren. Durch assoziative und spielerisch bebilderte Ausschnitte aus seinem Tagebuch, bekommen wir einen Einblick in die Gedanken und Erlebnisse des Vaters, durch die wir ihm als Menschen nahe kommen und diesen Teil seiner Identität als alles andere als “abartig” sehen können: “Es geht nicht darum weiblich zu sein, sondern im Transzendieren der männlichen Rolle, meiner Seele Freiheit zu verschaffen”, oder “Ich spüre, wie ich in Würde mit meiner Anima umgehen darf, und wie viel Verzweiflung herrscht zwischen den Geschlechtern, weil Männer keinen würdevollen Weg finden, ihre Zartheit und Verletzlichkeit zu leben”
Produziert wurde Anima – Die Kleider meines Vaters von Flare Film in Koproduktion mit ZDF – Das kleine Fernsehspiel. Den Verleih hat Farbfilm übernommen.
Auf dem Foto v.l.: Jurymitglied Jide Tom Akinleminu, Produzentin Katharina Bergfeld (Flare Film), Uli Decker, Jurymitglieder Sonia Otto und Andreas Hartmann.
(c) Achtung berlin Filmfestival, Michael Witt